Allergie
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Heuschnupfen schnell und wirksam lindern:
Wenn Gräser, Bäume und Sträucher im Frühjahr zu neuem Leben erwachen, leiden Millionen Menschen hierzulande unter Heuschnupfen – der häufigsten allergischen Erkrankung in den westlichen Industrienationen. Statt sich am jungen Grün und der Blütenpracht zu erfreuen, machen den Betroffenen Beschwerden wie eine kribbelnde, laufende oder verstopfte Nase sowie gereizte Augen zu schaffen, weil sich ihr Immunsystem gegen die allgegenwärtigen Pollen „wehrt“. Ursächlich in den Griff bekommen lässt sich Heuschnupfen nur durch aufwändige maßgeschneiderte Therapien. Doch können moderne Wirkstoffe zur symptomatischen Behandlung das Wohlbefinden und die Lebensqualität in der Pollensaison deutlich verbessern – allen voran Antihistaminika und Kortikosteroide. Sie sind zum Beispiel in Form von Augentropfen und Nasenspray rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Volkskrankheit Heuschnupfen: Pollen-Allergien nehmen weiter zu
Fast jeder fünfte Erwachsene in Deutschland leidet unter mindestens einer Allergie. Wie in anderen Industrienationen hat sich die Zahl der Betroffenen auch hierzulande innerhalb weniger Jahrzehnte vervielfacht. In drei Viertel der Fälle lösen Pflanzenpollen die belastenden Beschwerden aus. Welche genetischen Merkmale, Umweltfaktoren und Lebensumstände für die Entstehung und zunehmende Verbreitung von Heuschnupfen verantwortlich sind, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch, dass jüngere Menschen häufiger erkranken als ältere und es in Großstädten mehr Pollen-Allergiker gibt als in ländlichen Regionen. Da sich im Zuge des Klimawandels die Wachstumsperioden vieler Pflanzen verlängern könnten und obendrein immer mehr exotische Arten bei uns heimisch werden – darunter auch die für ihr allergenes Potenzial berüchtigte Beifuß-Ambrosie – fürchten manche Experten darüber hinaus eine weitere Zunahme von Pollen-Allergien.
„Irrtum“ des Immunsystems setzt folgenreiche Abwehrreaktion in Gang
Verursacht wird die im Fachjargon „Pollinosis“ oder „allergische Rhinitis“ und volkstümlich „Heuschnupfen“ genannte Pollen-Allergie durch einen „Irrtum“ des Immunsystems. Atmen Betroffene die zu bestimmten Zeiten des Jahres allerorten in der Luft schwebenden Blütenpollen ein oder kommen diese mit ihren Augen in Kontakt, stuft ihre Abwehr die Pflanzenpartikel nicht als harmlos ein, sondern reagiert auf diese wie auf gesundheitsschädliche Fremdkörper oder Krankheitserreger. Um die „Eindringlinge“ loszuwerden, schüttet der Körper unter anderem den Botenstoff Histamin aus, was wiederum zu lokalen Entzündungen der Nasen-, Rachen- und Augen-Schleimhäute sowie Niesen, Naselaufen, Juckreiz, Rötungen und Reizungen führt. Manchen Heuschnupfen-Opfern sind die erkältungsähnlichen Allergie-Symptome in akuten Phasen schon von weitem anzusehen. Anders als bei einem grippalen Infekt sind sie jedoch nicht binnen weniger Tage überstanden. Vor allem Menschen, die gegen mehrere Pflanzen allergisch sind, fühlen sich in der „Pollen-Hauptsaison“ zwischen April und August manchmal wochen- oder sogar monatelang matt und krank. Ja, zu ihrem Leidwesen geht der Pollenflug in wärmeren Regionen und nach milden Wintern manchmal schon im Februar los und hält bis in den Herbst hinein an.
In der Hochsaison sind allergene Pollen allgegenwärtig
Zu den „üblichen Verdächtigen“ bei Heuschnupfen gehören besonders Frühblüher wie Hasel, Erle und Birkengewächse. Letztere können etwa eine Milliarde Pollen pro Baum produzieren und freisetzen – kein Wunder also, dass sie die Hitliste der Allergie-Auslöser anführen. Doch kaum ist deren Blüte endlich vorüber, folgen auch schon bestimmte Gräser und Kräuter wie der mit vier Millionen Pollen pro Ähre ebenfalls allergenstarke Roggen. Bei schweren Allergikern reichen bereits 20 dieser mikroskopisch kleinen Blütenstaub-Partikel pro Kubikmeter Luft, damit ihre Nase anschwillt oder zu laufen beginnt und sich die Augen röten. Und da Pollen mit dem Wind bis in weit entfernte Gegenden getragen werden, sich an Gegenstände sowie Menschen heften und früher oder später auch in Büros, Geschäften und Wohnungen verbreiten können, ist es kaum möglich, den Kontakt zu meiden.
Unbehandelte Pollen-Allergien können Asthma hervorrufen
Pollen-Allergiker wünschen sich oft nichts sehnlicher, als unbeschwert ein- bzw. durchatmen und die Natur genießen zu können. Stattdessen laufen sie Gefahr, dass es zusätzlich zu einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen kommt. Unbehandelt kann sich die Allergie zudem bis in die Lunge sowie Bronchien ausbreiten und Asthma hervorrufen. Ärzte sprechen dann vom „Etagenwechsel“. Eine spezielle Immuntherapie kann dazu beitragen, dass Pollen den Betroffenen weniger anhaben können. Im Rahmen dieser sogenannten Hyposensibilisierung oder auch „Allergieimpfung“ beim Allergologen werden zunächst durch spezielle Hauttests sowie eventuelle zusätzliche Untersuchungen die jeweiligen Allergene ermittelt. Anschließend wird das Immunsystem mittels steigender Dosen gespritzter oder eingenommener Allergen-Zubereitungen an die Allergie-Auslöser gewöhnt. Die Erfolgsaussichten bei Heuschnupfen sind gut – allerdings erfordert die Behandlung in der Regel viele Termine und dauert mindestens drei Jahre.
Antihistaminika und Kortison dämpfen überschießende Immunreaktionen
Neben der ursächlichen Behandlung von Heuschnupfen stehen inzwischen auch Medikamente zur Verfügung, die unerwünschte Immunreaktionen günstig beeinflussen und auf diese Weise belastende Allergie-Symptome effektiv lindern. Befördert wurde deren Entwicklung durch umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Ablauf der Allergie-Reaktionen. Neuere Wirkstoffe wie Azelastin aus der Klasse der H1-Antihistaminika etwa blockieren die Histamin-Rezeptoren der Zellen und verringern dadurch die entzündungsfördernde Wirkung von Histamin im Gewebe. Azelastin wurde umfassend in Studien untersucht und hat sich als gut verträglich erwiesen.¹ Erfolgreich angewendet wird es unter anderem bei allergischer Bindehautentzündung. Die Wirkung stellt sich manchmal innerhalb von wenigen Minuten ein und kann den ganzen Tag anhalten. Gegen die lästigen Schnupfen-Symptome sind dagegen Kortikosteroide wie Mometason eine gute Wahl. Sie zeichnen sich durch stark antiallergische und entzündungshemmende Eigenschaften aus. Da sich die maximale Wirkung erst nach längerer Anwendung zeigt, sollte die Behandlung mit Mometason idealerweise frühzeitig begonnen werden. In einer großen Übersichtarbeit, in die Daten von mehr als 14.000 Erwachsenen eingeflossen sind, haben Wissenschaftler übrigens unterschiedliche Heuschnupfen-Wirkstoffe untersucht und die Effektivität von Antihistaminika und Kortikosteroiden zweifelsfrei belegt,² wobei der Trend inzwischen weg von Medikamenten zum Einnehmen und hin zu lokalen Anwendungen geht. Entsprechende Darreichungsformen wie Augentropfen oder Nasenspray sind ohne Rezept ausschließlich in Apotheken erhältlich.
Achtung Pollen:
Tipps & Tricks für Allergiker
- Halten Sie sich besonders bei trockenem und windigem Wetter lieber in der Wohnung als im Freien auf.
- Prüfen Sie regelmäßig den Pollenflug. Im Internet gibt es kostenlos abonnierbare Pollenflugkalender sowie Apps für Smartphones oder Tablets, die Sie tagesaktuell über den Pollenflug informieren.
- Passen Sie anstrengende Aktivitäten wie Sport dem Pollenflug an. Ideal zum Trainieren ist die Zeit nach einem Regenguss, da dann besonders wenige Pollen in der Luft schweben.
- Besorgen Sie sich im Baumarkt Pollenschutz-Gitter für Ihre Fenster. Sinnvoll für Allergiker ist auch ein elektrischer Luftreiniger, der Pollen aus der Raumluft filtert.
- Lassen Sie einmal im Jahr von der Werkstatt den Innenraum- beziehungsweise Pollenfilter in Ihrem Auto wechseln, da dieser sich mit der Zeit zusetzen kann. Wer technisch versiert ist, kann den Austausch natürlich auch selbst übernehmen.
- Trocknen Sie frisch gewaschene Wäsche drinnen statt im Freien, damit sich keine Pollen festsetzen.
- Lüften Sie Ihre Wohnräume stoßweise, wenn die Pollenflugstärke am geringsten ist. Dies ist in ländlichen Regionen erfahrungsgemäß eher abends und in Stadtgebieten morgens der Fall.
- Ziehen Sie sich um, wenn Sie von draußen reinkommen, aber nicht im Schlafzimmer, damit der Raum möglichst pollenfrei bleibt.
- Duschen Sie jeden Abend vor dem Zubettgehen und waschen Sie dabei gründlich Ihre Haare, um Pollen zu entfernen.
- Reinigen Sie Ihre Nase regelmäßig mit einer Nasendusche und Meersalzlösung aus Apotheke oder Drogerie, um Pollen auszuspülen.
- Verbringen Sie Ihren Urlaub in „pollenarmen“ Gegenden. Im Gebirge oder direkt am Meer wachsen normalerweise weniger Pflanzen, sodass Allergiker dort oft freier durchatmen können.
- Saugen Sie in der Pollensaison häufiger Ihre Wohnung und wischen Sie anschließend Boden und andere Flächen mit feuchten Tüchern. Verwenden Sie dabei Ihren Atemwegen und Ihrer Haut zuliebe nur milde Reinigungsmittel und tragen Sie Handschuhe.
- Verbannen Sie sogenannte Frühblüher und Windblütler wie Erle, Hasel und Birke sowie Ziergräser aus Ihrem Garten. Pflanzen Sie stattdessen zum Beispiel Obstbäume, Azaleen, Rhododendren, Rosen oder Dahlien, da diese seltener Allergien auslösen. Halten Sie außerdem Ihren Rasen kurz und tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz, wenn Sie das Mähen selbst übernehmen.
- Schützen und pflegen Sie Ihre Augen in der Pollensaison, indem Sie diese mit Tränenersatzmitteln befeuchten oder bei Bedarf ein sauberes feucht-kaltes Tuch auflegen, um Schwellungen zu reduzieren. Verzichten Sie zudem auf Kontaktlinsen, und vermeiden Sie unbedingt, Ihre Augen zu reiben, wenn Sie jucken, damit Sie nicht noch mehr gereizt werden.
- Nutzen Sie bei Heuschnupfen antiallergische Augentropfen und Nasenspray. In der Apotheke erhalten Sie rezeptfreie gut verträgliche Arzneimittel mit Antihistaminika oder Kortikosteroiden, die lindernd und vorbeugend wirken.
1 Bernstein JA. Azelastine hydrochloride: a review of pharmacology, pharmacokinetics, clinical efficacy and tolerability. Curr Med Res Opin. 2007 Oct;23(10):2441-52.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17723160/
2 Bernstein JA: Evaluating the effectiveness of medications in the treatment of allergic rhinitis. Ann Allergy Asthma Immunol. 2010 Aug;105(2):189.
https://www.annallergy.org/article/S1081-1206(10)00553-3/fulltext)