Daten und Fakten
Die in vitro-Fertilisation gibt es bereits seit Ende der 1970er Jahre. Damals wurde in England das erste sogenannte Retortenbaby geboren und mit dessen Geburt die Reproduktionsmedizin revolutioniert, was mit der Verleihung des Medizinnobelpreises im Jahr 2010 gekrönt wurde. Seither wurde auf dem Gebiet der künstlichen Befruchtung viel geforscht und Unterkategorien wie die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und Abwandlungen davon wurden entwickelt, um einen höheren Erfolg der in vitro-Fertilisation zu erreichen. In Deutschland gibt es mehr als 120 Spezialkliniken, die über 70.000 Behandlungen pro Jahr durchführen. Weltweit wurden 2010 geschätzte 6 Milliarden Euro für Behandlungen aus dem Bereich der künstlichen Befruchtung ausgegeben.
Ablauf
Nach einer Untersuchung auf genetische Abweichungen im Erbgut von Mann und Frau kann damit begonnen werden, die Eizellproduktion der Frau hormonell anzuregen – dies geschieht üblicherweise durch die Injektion von FSH-Präparaten (FSH: Follikel-stimulierendes Hormon), die die Frau über einen Zeitraum von etwa 2 Wochen selbstständig durchführt. Dadurch werden die Eizellen zum Reifen gebracht, bevor durch HCG-Gabe (HCG: humanes Choriongonadotropin) der Eisprung ausgelöst wird. Die reifen Eizellen werden anschließend mit Hilfe einer Punktionsnadel aus der Gebärmutter geerntet, wobei der Vorgang mittels Ultraschall überprüft wird. Parallel dazu wird die Spermienqualität überprüft und es findet eine Spermienspende statt.
Bei der klassischen in vitro-Fertilisation werden anschließend die aufbereitete Spermienprobe und die geernteten Eizellen in einem Reagenzglas gemischt, wo eine spontane Befruchtung stattfinden kann. Der Vorteil dabei ist, dass, wie beim natürlichen Zeugungsvorgang auch, die besten und vitalsten Spermien die größten Erfolgschancen für eine Befruchtung haben (Befruchtungsrate: 50 bis 70 %).
Durch diese weitgehende natürliche Zeugung unterscheidet sich die in vitro-Fertilisation von den anderen Methoden der künstlichen Befruchtung, bei denen die Spermien beispielsweise direkt in die Eizelle injiziert werden (zum Beispiel ICSI).
Die befruchteten Eizellen werden anschließend auf ihre Tauglichkeit geprüft und je nach Menge werden zwischen 3 und 5 Eizellen in den Uterus implantiert; parallel können pro in vitro-Fertilisationszyklus maximal 3 befruchtete Eizellen für eine spätere Wiederholung eingefroren werden. Bis zu 20 % der Frauen werden nach einer künstlichen Befruchtung bereits im 1. Behandlungszyklus schwanger, was in etwa auch der natürlichen Zeugungsrate entspricht.
Was Sie sonst noch wissen sollten
Ein vollständiger Behandlungszyklus dauert etwa 3 Wochen, die erfolgreiche Einpflanzung der Eizellen in die Gebärmutter kann, wie bei einer natürlichen Zeugung auch, erst ein paar Wochen später verlässlich festgestellt werden.
Die Kosten einer in vitro-Fertilisation schwanken je nach Fruchtbarkeitsklinik ein wenig, liegen pro Zyklus aber etwa im Bereich von 1.300 bis 1.500 Euro. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die Krankenkasse nach vorheriger Prüfung bis zu 50 % der Kosten, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Hier ist es sicher empfehlenswert, dies individuell mit Ihrer Krankenkasse abzuklären, auch bei Privatversicherten. Maximal werden bis zu 3 Zyklen bezuschusst (gesetzliche Krankenversicherung) und die Kosten für das Einfrieren der befruchteten Eizellen liegen immer bei den Patienten.
Ein Krankenhausaufenthalt ist in den meisten Fällen nicht nötig, viele Kliniken und Frauenarztpraxen führen den Eingriff ambulant durch, da nur eine kurze Narkose nötig ist, um die Eizellen zu gewinnen.
Später ist wichtig, dass die Frau nach dem Einsetzen der befruchteten Eizellen für ein paar Stunden ruhig im Bett liegt, um den Vorgang nicht durch Erschütterungen beim Gehen oder Ähnlichem zu stören. Ein interessanter Aspekt dabei ist, dass sich die Erfolgschancen um bis zu 50 % erhöhen, wenn die Frau in der Zeit von ihrem Partner oder einem „Klinikclown“ aufgeheitert wird. Bewusstes Erinnern an lustige Ereignisse kann natürlich ebenso helfen wie das Lesen eines Buches, das einen zum Lachen bringt. Generell ist in den nächsten Tagen weiterhin Schonung angesagt.
Um den Erfolg der in vitro-Fertilisation zu fördern, sollte die Frau sich gesund ernähren, nicht rauchen und darauf achten, den Stress zu reduzieren. Dabei freut sie sich sicherlich über die Unterstützung durch den Partner! Das gemeinsame Kochen leckerer Gerichte, die viel Folsäure und andere wichtige Vitamine und Mineralstoffe enthalten, die eine Schwangerschaft und die gesunde Entwicklung des Kindes fördern, ist ein guter Ansatzpunkt. Ebenso können liebevolle Massagen durch den Mann zum physischen wie psychischen Ausgleich der Frau dienen.
Risiken
Neben der enorm hohen nervlichen Belastung für die Paare, besonders wenn mehrere Behandlungszyklen nötig sind, bis der Erfolg eintritt, treten noch weitere gesundheitliche Risiken vor allem für die Frau auf. So kann es, wenn auch höchst selten, bei der Eizellentnahme oder dem Transfer der befruchteten Eizellen in die Gebärmutter zu Verletzungen des Uterus, der Eierstöcke oder auch des Darms kommen. Weiterhin treten bei der in vitro-Fertilisation vermehrt Mehrlingsschwangerschaften auf, ebenso besteht ein erhöhtes Risiko für embryonale Fehlbildungen. Was derzeit noch untersucht wird, ist ein möglicher Zusammenhang der vermehrten Hormongabe zur Eizellreifung mit der Entstehung von Krebs.
Aufgrund aktiver Forschung auf diesem Gebiet steigen die Erfolgschancen der künstlichen Befruchtung weiterhin an, so dass immer mehr Paaren die Möglichkeit geboten werden kann, leibliche Kinder zu bekommen. Und das strahlende Lächeln des eigenen Kindes entschädigt für vieles!